Eine neue Schleuse für die Region

Der Elbe-Seitenkanal ist von zentraler Bedeutung für die gesamte Region – direkt und indirekt sichert er zahlreiche Arbeitsplätze zwischen Lüneburg und Wolfsburg. Er ist als Binnenwasserstraße Vb klassifiziert. Das bedeutet, dass er von Großmotorgüterschiffen (bis 135 Meter Länge) und Schubverbänden (185 Meter Länge) befahren werden kann. Das Schiffshebewerk in Scharnebeck erweist sich für diese Schiffe als unüberwindbares Hindernis und gefährdet die Wirtschaftlichkeit des modernen Binnenschiffsverkehrs auf diesem Wasserweg. Durch den Bau der Schleuse Lüneburg wird dieses Nadelöhr beseitigt: Mit der neuen Schleuse lassen sich die bestehenden Kapazitäten des Elbe-Seitenkanals optimal ausschöpfen. Zudem wird sich die Attraktivität des Verkehrsmittels Binnenschiff im Vergleich zu Straße und Schiene in der Region erhöhen.

Vorteile der Schleuse

Was bringt die Schleuse der Region?

Die Schleuse Scharnebeck erschließt wichtige Potenziale für die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region. Sie macht den Transport von Gütern von und nach Hamburg flexibler, Häfen und Handel in der Region können von einem gesteigerten Umschlag vor Ort direkt profitieren. Die neue Schleuse verspricht, ein neues Highlight für den Tourismus in der Region zu werden.

Motor für wirtschaftliche Entwicklung

Der wasserseitige Gebietsverkehr am Elbe-Seitenkanal hat in den vergangenen Jahren zugelegt. Dieser Trend soll sich mit dem Bau der neuen Schleuse fortsetzen: Den Binnenhäfen in Lüneburg, Uelzen und Wittingen wird infolge von Ansiedlungs- und Ausbaumaßnahmen weiteres Wachstum vorausgesagt. Besonders attraktiv ist die trimodale Anbindung der Standorte (per Binnenschiff, Güterzug und Lkw), die perspektivisch mit dem Lückenschluss der A 39 weiter aufgewertet wird. Mit der neuen Schleuse wird die Durchlässigkeit im Kanalnetz Elbe-Seitenkanal/Mittellandkanal mit modernen Schiffen (Großmotorgüterschiff und übergroßes Großmotorgüterschiff) sichergestellt. Das erhöht die Wirtschaftlichkeit des klimafreundlichen Verkehrsträgers Binnenschiff und schafft Entwicklungsmöglichkeiten für die Region. Die neue Schleuse soll den Gütertransport zwischen dem Seehafen Hamburg und dem Hinterland verbessern und Ausfallzeiten des Schiffshebewerks Lüneburg eliminieren.

Mehrwert für die Umwelt

Über die wirtschaftlichen Vorteile hinaus schafft die neue Schleuse einen ökologischen Mehrwert. Indem mehr Güter auf das Binnenschiff verlagert werden, können die Straße und die Schiene entlastet werden. Um es anschaulich zu machen: Ein modernes Binnenschiff ersetzt über 100 Lkws und erfüllt zudem höhere Standards im Hinblick auf Luftreinhaltung und Umweltschutz. Ein weiterer umweltfreundlicher Aspekt der Schleuse verbirgt sich in ihrer Konstruktion. Die Schleuse wird als sogenannte Sparschleuse gebaut, das bedeutet für den Wasserverbrauch, dass etwa 80 Prozent der Wassermenge, die für den Schleusungsvorgang benötigt wird, innerhalb des Systems bleibt und nur 20 Prozent des Wassers für eine Schleusenfüllung vom Unter- in das Oberwasser hochgepumpt werden müssen.

Moderne Binnenschifffahrt

Verkehrsträger der Zukunft

Die Binnenschifffahrt stärkt die Umweltbilanz im Güterverkehr. Ein modernes Binnenschiff verursacht pro transportierter Tonne und gefahrenem Kilometer nur 34 Gramm CO2, ein Lkw produziert im Vergleich 112 Gramm CO2. Momentan hat die Binnenschifffahrt einen Anteil von 8 Prozent am Güterverkehrsaufkommen in Deutschland. Die Bundesregierung möchte den Anteil bis 2030 auf 12 Prozent erhöhen. Hierzu ist neben der optimalen Einbindung in die Logistikkette vor allem eine leistungsfähige Infrastruktur notwendig.

Mit der Schleuse Lüneburg wird der Schifffahrt auf dem Elbe-Seitenkanal genau diese leistungsfähige Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Sie ermöglicht die Befahrbarkeit des Kanals mit großen Schiffen und erhöht somit die Wirtschaftlichkeit dieses Transportweges. Denn es gilt: Größere Schiffe sind prinzipiell wirtschaftlicher zu betreiben als kleinere. Sie können mehr Ladung befördern, ohne dass die Betriebskosten proportional zur Ladungsmenge ansteigen. So verfügt ein modernes Großmotorgüterschiff (110 Meter Länge) gegenüber einem alten Europaschiff (80–85 Meter Länge) über einen Transportkostenvorteil von rund 30 Prozent.

Auch müssen größere Schubverbände zukünftig beim Schleusen nicht mehr getrennt werden. Effizienzverluste durch das zeitintensive Entkoppeln und Koppeln entfallen. Hinzu kommt: Moderne Binnenschiffe erfüllen auch höhere Standards im Hinblick auf Luftreinhaltung und CO2-Ausstoß.

Steigendes Containeraufkommen

Die Zukunft der Binnenschifffahrt

Der Transport von Waren in Containern schreitet weltweit voran. Zur Vermeidung von Kapazitätsengpässen in den Seehäfen müssen Container so schnell wie möglich umgeschlagen und ins Hinterland transportiert werden. Im Modal Split der Verkehrsträger übernimmt der Containertransport mit dem Binnenschiff eine wichtige Funktion. Gerade beim Transport von Waren von und nach Hamburg über den Elbe-Seitenkanal sowie den Mittellandkanal in die Industrieregion Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter gewinnt der Container zunehmend an Bedeutung. So konnte der Hamburger Hafen 2019 mit 145.078 auf dem Binnenschiff transportierten Containereinheiten (TEU) einen Zuwachs von 13 Prozent verzeichnen. Dieser Trend zeichnet sich auch auf dem Elbe-Seitenkanal ab: 2019 wurden rund 137.000 TEU am Schiffshebewerk Lüneburg und an der Schleuse Uelzen gezählt – das ist ein Plus von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Schon jetzt pendeln regelmäßige Container-Liniendienste zwischen Hamburg und den Binnenhäfen an der Elbe und am Mittellandkanal. Über den Elbe-Seitenkanal und Mittellandkanal steuern sie Braunschweig, Hannover und Minden an. Über die Elbe werden Magdeburg, Aken und Riesa angefahren. Zwischen Hamburg und Braunschweig verkehren wöchentlich sechs bis sieben Schiffsabfahrten. Braunschweig besitzt den größten Container-Binnenhafen in Norddeutschland. Zu der auf dieser Strecke verkehrenden Flotte gehört auch die MS Hanse. Das umweltfreundliche Containerschiff spart mit jeder Fahrt durchschnittlich 70 Lkw-Touren ein, der Treibstoffverbrauch und der CO₂-Ausstoß werden im Vergleich zum Lkw sogar um zwei Drittel reduziert. Das Besondere an der MS Hanse: Mit einer Länge von 99,86 Metern und einer Breite von 11,45 Metern gehört sie zu den sogenannten Scharnebeck-Max-Schiffen. Sowohl die Länge als auch die Breite des Schiffes sind optimal an die Ausmaße des Schiffshebewerkes angepasst. Andere Transporte erfolgen häufig über Schubverbände, die aufgrund der begrenzten Troglänge des Schiffshebewerks getrennt werden müssen. Der Bau der neuen Schleuse würde den Elbe-Seitenkanal auch für größere Binnenschiffe öffnen.

Zahlen & Fakten

Ökologisch sinnvoll 

Ein modernes Binnenschiff kann über 100 Lkw-Fahrten ersetzen – und reduziert den CO2-Ausstoß um mehr als 70 Gramm pro transportierter Tonne und gefahrenem Kilometer.

Verkehrsträger mit Perspektive

Die Bundesregierung möchte den Anteil der Binnenschifffahrt am Mix der Verkehrsträger bis 2030 erhöhen – von derzeit 8 Prozent auf 12 Prozent. Der Güterverkehr über das Binnenschiff zum und vom Hamburger Hafen kann sich bis 2030 mit rund 94 Millionen Tonnen nahezu verdoppeln.

Lebensader für die Region

Der Elbe-Seitenkanal ist der zentrale Verkehrsweg für Binnenschiffe zum und vom Hamburger Hafen: Mehr als 90 Prozent der Binnenschifffahrten auf dem Elbe-Seitenkanal kommen aus Hamburg oder sind auf dem Weg dorthin.

Der Mix machts

Auf dem Elbe-Seitenkanal werden überwiegend Massengüter transportiert: Die wichtigsten Güterarten sind Mineralölerzeugnisse (27,6 %), feste Brennstoffe (19,8 %) und Steine, Erden, Baustoffe (15,5 %). Seit 2012 wächst auch die Anzahl der transportierten Container und liegt zurzeit bei mehr als 120.000 Standardcontainern (TEU) pro Jahr.

Der Elbe-Seitenkanal schafft Arbeitsplätze

Die Häfen Lüneburg, Uelzen und Wittingen sind wichtige Knotenpunkte für Handel und Transport in der Region. Ein Beispiel: Mehr als 4.000 Arbeitsplätze sind direkt und indirekt vom Umschlag über die Hafen Lüneburg GmbH abhängig.

Die Region bereitet sich auf Wachstum vor

Mit Unterstützung des Bundes, des Landes Niedersachsen, des Landkreises und der Hansestadt Lüneburg hat die Hafen Lüneburg GmbH seit 2014 bisher rund 4,7 Millionen Euro in die Grunderneuerung, Modernisierung und den Ausbau der Anlagen investiert. Und auch am Hafen Wittingen wird investiert – die Stadt Wittingen wird als Betreiberin die ehemalige Liegestelle des Wasser- und Schifffahrtsamtes Uelzen übernehmen und einer grundlegenden Sanierung unterziehen. In Uelzen soll auf einem 100 Hektar großen Areal auf der Ostseite des Elbe-Seitenkanals das neue Gewerbe- und Industriegebiet „Hafen Ost“ angesiedelt werden.